Begegnungen
Neidel - Kapitel 4 - Teil I
Im Zusammenspiel der bisher angesprochenen Werkbereiche wird ein aufschlussreicher Pendelverkehr deutlich. Er führt, bildlich gesprochen, von Oberflächen in tiefer liegende Schichtungen. Dabei begegnen wir beispielhaften Zeichen sinnlicher Intelligenz und entdecken bedeutsame Gefilde künstlerischen Denkens. Eine eigenständige Künstler-Erdung scheint auf. Es wird spannend sein, diesen Pendelverkehr an (gegenpoligen) Schlüsselbegriffen zu verdeutlichen.
Fläche - Linie
Leinwand - Papier
Die archaisch urwüchsigen Pigment/Sediment-Bildformationen sind Setzungen auf der Fläche, die nicht selten aufbricht, winzige Schluchten birgt. So wird die Fläche zum Kunst - (Spiel) - Ort, zur Entwicklungsgeschichte eines einzigartigen Werk - Kosmos. Die Fläche als Urgrund für vielfältige Bild - Körper, für Bildgewordene Aggregatzustände der Natur und des in ihr entfalteten Lebens.
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o.T. |
Die Linie ist ein einfaches Ausdrucksmittel. Mathematisch gesehen ergeben viele Punkte eine Linie, eine Strecke zwischen zwei Punkten. Sie kann etwas verbinden, etwas trennen. Oft ist eine Linie nicht allein. Linien begegnen uns überall; meist nehmen wir sie nicht einmal wahr, weil sie für uns etwas ganz Normales sind. In Künstlerhand entwickelt sich die Linie zur Zeichen - Sprache und schließlich, nach diversen Steigerungsgraden, zu einem möglichen Medium der Gedankenübertragung. Linien setzen heißt, mit den Augen zu beobachten, zu entdecken, heißt anders sehen zu lernen, zu sehen, wie Dinge und Körper wachsen, sich entfalten, ein Eigenleben entwickeln. So können Liniengebilde zum Dokument werden, das für eine Beschwörung des abgebildeten Gegenstandes die nötigen Elemente enthält, wenn dieser einmal verschwinden sollte.
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