Begegnungen
Neidel - Kapitel 10 - Teil II
Bei weiteren können dann Episoden sowie Zwischenspiele eingefügt werden. So kommen etwa beispielsweise bei Hjalmars jüngstem Werk-"Stamm" vertikale Bretter-Strukturen als neue überraschende Bild-Komponenten hinzu. Da werden Aspekte der Welt ins Blickfeld gerückt, die in den Falten unserer Zweckbezogenen Wahrnehmung verschwinden - er focusiert sie neu. Geheimnisse als Offenbarung, Offenbarung als Erkenntnis - Signal. Urzonen in der Gegenwart als mögliches Langzeit - Ziel.
Diese eigen - sinnige Malerei der Nähe versucht das Nichtdarstellbare darzustellen, lässt uns sehen, dass es Unsichtbares im Sichtbaren gibt, macht das Unbegreifliche fühlbar. Sie gleicht einer Batterie, aus der unverhofft immer wieder Funken schlagen, sie weckt Neugierde, ohne sie sogleich und / oder vollständig zufrieden zu stellen, sie zieht Wege über den Hoffnungsstaub. So betreibt Weiss zugleich Grundlagenforschung in Sachen Malerei, er bebildert, was die Welt im Innersten zusammenhält, zeigt Metamorphosen innerer Landschaften und markiert Orte des Spirituellen. Seine farbmächtigen Bildspeicher geben dem Abgetretenen eine neue Würde und bringen unsere Fantasie zum fließen. Seine Arbeit am Bild ist Arbeit am Sein. Er zeigt, ganz und gar unspektakulär, wie viel das Kunstwerk Zuwachs am Sein bedeuten kann: für beide, für den Künstler und den Betrachter; das ist weitaus mehr, als die Beteiligten erhoffen können. Und: In seinem Kunst - Kosmos scheint etwas von dem bewahrt zu sein, das man unentfremdetes Dasein nennen könnte.
Dieses Schlusskapitel unserer Begegnungsreihe soll eine vorläufige Zwischenbilanz mit offenem Ende sein. Das Heute in der Zukunft.