Begegnungen

Neidel - Kapitel 4 - Teil III

Auf dieser Ebene bewegt sich HLW bildnerisch und dabei stets das Imaginäre, das Unsichtbare mit im Blick. Es erweist sich als provokativ, es ruft Irritationen hervor, kann Brüche produzieren und unbekannte Szenarien vor Augen führen. Dieser produktive Aspekt bekommt hier eine wichtige (Neben - ) Rolle; er schafft Bilder, die auf andere, ungeahnte Weise berühren. Die Imagination (als Einbildungs- und Vorstellungskraft) regt an, sich ein Bild von etwas zu machen, von dem man sich eigentlich keine Bild machen kann. Seine Kunst zeigt also unter anderem auch, wie wir in besonderen (vielleicht sogar bodenlosen?) Momenten empfinden ohne ganz zu verstehen. Dass Weiss seit dem Ende der 80er Jahre die Sehnsucht nach dem Menschenbild nochmals zulässt und ihr jüngst wieder Gestalt verleiht, macht die beiden Pole verständlicher aber auch komplexer.

Gegenwart - Historie

Ein Künstler erweitert unseren Freiheitsraum auch, indem er uns heimisch macht in den Formen der Jetzt - Zeit. Er entkleidet die Formen des technischen Zeitalters von aller Funktionalität und zeigt uns ihr wahres Gesicht. Er lädt uns ein, mit ihnen (spielerisch oder zerstörerisch) umzugehen und nimmt uns daher die Angst vor diesen ungewohnten Formen. Abnahme von Angst ist allemal ein Gewinn an Freiheit. HLW hat mit seiner völlig eigenständigen neuartigen Bildentstehungstechnik einen Formenkanon sui generis geschaffen und setzt sich damit explizit mit der Gegenwart auseinander.

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